Am 11. September 1623 kam der Sohn eines aus Franken zugewanderten Weinhändlers in Leipzig zur Welt und löste in der Mitte des 17. Jahrhunderts ein nachhaltiges Interesse an westlicher Chirurgie in Japan aus.
2019 jährte sich die Ankunft des ältesten Leipziger „Japanfahrers“ und zugleich ersten deutschen Arztes am Hofe in Edo, dem heutigen Tokyo zum 370. Mal. Der Leipziger Chirurg Caspar Schamberger (1623-1706) legte im 17. Jahrhundert das Fundament für den kontinuierlichen medizinischen Austausch zwischen Europa und Japan.
Um Caspar Schamberger als bedeutenden Sohn der Stadt Leipzig gebührend zu ehren und damit die Erinnerung an die lange Geschichte des fruchtvollen kulturellen und wissenschaftlichen Austauschs zwischen Japan und Leipzig beleben und zugleich in- und ausländischen Besuchern der Stadt einen konkreten Bezugspunkt zum Leben und Wirken eines einflussreichen Bürgers geben zu können, hat die Deutsch-Japanische Gesellschaft Leipzig einen Schaukasten gestaltet. Dieser befindet sich schräg gegenüber der Nikolaikirche links neben dem Café Kandler.
Da, wo sich heute das Café Kandler in Specks Hof befindet, war einst eines der beiden straßenseitigen Wohngebäude Schambergers. Im Schaukasten befindet sich ein Porträt Schambergers, welches uns das Stadtgeschichtliche Museum Leipzig freundlicherweise überließ, und ein Hinweistext auf Schamberger und sein hier befindliches Wohnhaus in Deutsch und Japanisch.
Ein weiterer Erinnerungsort für Caspar Schamberger ist der Thüringer Hof. Im Gastraum befindet sich das historische Porträt Schambergers mit einem Erläuterungstext in Deutsch und Japanisch. Der Thüringer Hof war bislang der einzige Ort in Leipzig, an welchem dauerhaft an Schamberger erinnert wird.
Caspar Schamberger, der am 11. September 1623 in Leipzig als Sohn eines Kaufmanns geboren wurde und während des 30jährigen Krieges eine Ausbildung in der Chirurgengilde absolviert hatte, diente ab 1649 − nach mehrjährigem Dienst als Schiffsarzt auf niederländischen Handels- und Kriegsschiffen − als residierender Chirurg der niederländischen Handelsstation Dejima (Nagasaki) in Japan. In dieser Funktion reiste er nach Edo (Tokyo), dem Sitz des Shōgun, wo er vom 31. Dezember 1649 bis zum 15. Oktober 1650 hochgestellte Persönlichkeiten der Regierung behandelte und japanischen Ärzten Instruktionen zur europäischen Medizin gab. Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts blieb dies der längste Aufenthalt eines Europäers in Edo. 1651 folgte eine zweite, dreimonatige Reise nach Edo, bei der die angeknüpften Beziehungen vertieft wurden. Reich beschenkt verließ Schamberger im November 1651 Japan und diente der niederländischen Ostindien-Kompanie einige weitere Jahre als Schiffsarzt, bevor er 1655 nach Leipzig zurückkehrte. Nach dem Erwerb des Bürgerrechts im Jahre 1658 heiratete er und begann eine neue Karriere als Kaufmann, in deren Verlauf er in die Schicht der wohlhabenden Bürger der Stadt aufstieg.
Alte Stadtpläne zeigen zwei durch eine Schlippe verbundene Häuser Schambergers an der Nikolaikirche und der Grimmaischen Gasse sowie eine weitläufige Gartenanlage Schambergers vor den Toren Leipzigs.
Gern stellt die DJG Leipzig weitere Informationen zu diesem spannenden, einzigartigen und sehr frühen Kapitel der Beziehungen zwischen Leipzig und Japan zur Verfügung.